
Über die Kartoffel
Wir verzehren sie in den verschiedensten Formen, ob rund, eckig oder püriert – die Kartoffel. Sie gehört neben Nudeln und Reis zu den wichtigsten Beilagen auf unseren Tellern. Darum werden in Deutschland jährlich rund 8 Millionen Tonnen geerntet und weitere 600.000 Tonnen importiert. Pro Kopf essen wir jährlich rund 60 kg Kartoffeln als einfache Salzkartoffel, Pommes oder Kartoffelchips.
Doch die Kartoffel ist keine deutsche Erfindung, denn sie kommt aus den südamerikanischen Anden und hat eine 3.000 Jahre alte Geschichte. Erst der Preußenkönig führte um 1740 den Anbau ein. Je nach Region nennt man die Knolle beispielsweise auch Erdapfel oder Grumbeere. Außerhalb tropischer und arktischer Klimazonen wird sie weltweit angebaut. Auch wenn man es nicht erwarten würde, baut China mittlerweile mehr Kartoffeln als Reis an, da diese weniger Wasser zum Wachsen benötigen. Damit wird gegen die Wasserknappheit vorgegangen und gleichzeitig die Versorgung des großen Volkes gesichert.
Auch dank der Lagerfähigkeit ist sie sehr beliebt. Lagert man sie dunkel und trocken in einem gut durchlüfteten Raum, lässt sich die Ware rund 300 Tage im Jahr genießen. Diese Lagerweise verhindert das Keimen der Kartoffeln. Bei gekeimten Kartoffeln muss der Keim entfernt werden, da dieser aus gesundheitlichen Gründen nicht gegessen werden sollte. Auch die grünen Stellen, welche Kartoffeln durch Sonneneinstrahlung bekommen können, sollte man nicht essen, da sie für den Menschen giftig sind.
Die Kartoffel besteht zu rund 80 % aus Wasser und beinhaltet eine Menge an Nährstoffen, wie Vitamin C, B1, B2, B5 und B6. Auch viele Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Phosphor und Magnesium sind in dem beliebten Lebensmittel enthalten. Rundum bedeutet das, dass die Kartoffel bei 100 g mit gerade einmal 70 kcal sehr gesund ist. Jedoch bleibt dies nicht so, wenn man sie fettreich anbrät oder in der Fritteuse zu Pommes verarbeitet.
Frische Kartoffeln erkennt man am erdigen Geruch, der gleichmäßig gelbbraunen Farbe und einer trockenen Schale. Zu jedem Gericht gibt es die passende Kartoffelsorte. Bei Bratkartoffeln beispielsweise wird eine festkochende Sorte gewählt, welche nicht so schnell beim Braten zerfällt, wie Cilena oder Belana. Für Kartoffelpüree hingegen bevorzugen die meisten vorwiegend-festkochende Kartoffeln, welche auch gerne als weichkochend und mehlig-kochend bezeichnet werden. Dazu gehören in dieser Region Sorten wie Satina oder Madeira. Grundsätzlich lässt sich aber mit jeder Sorte auch jedes Gericht kochen.
Vom Feld auf den Teller
Von der Aussaat bis in die Küche braucht die Kartoffel rund 5 Monate. Das Kartoffelpflanzgut wird im April in die Erde gesetzt, wenn der Boden leicht temperiert und somit ein erwärmtes und klutenfreies Saatbeet für die Kartoffel vorbereitet ist. Das Saatgut wird je nach Sorte und Verwendungszweck in einen Erddamm im Abstand von ca. 35 bis 42 cm gesetzt. Der Kartoffeldamm wird danach gehäuft. Also noch einmal mit Erde überdeckt, um dem Kartoffelnest eine Erdabdeckung zu geben und ihnen damit einen größeren Wachstumsbereich zu ermöglichen.
Man unterscheidet zwischen Speisefrüh- und Speisekartoffeln. Spezielle Sorten machen es möglich, dass bereits im Juni die neue Ernte der Speisefrühkartoffeln beginnen kann, da diese schneller erntereif sind. Teilweise werden sie unter Folien angebaut, um die Pflanze zusätzlich vor Kälte zu schützen. Bei frühen Kartoffelsorten ist die Schale nicht gut ausgebildet, weshalb die Knolle kaum Schutz vor äußeren Einflüssen hat und darum nicht sehr lange haltbar bzw. lagerfähig ist. Im Gegensatz dazu hat die Speisekartoffel die im Herbst geerntet wird eine gut ausgeprägte Schale und kann deshalb besser eingelagert werden.
Wächst die Pflanze aus der Erde, muss sie gegen Unkraut, Blattläuse und den Kartoffelkäfer, aber auch gegen Kraut- und Knollenfäule behandelt werden. Dies sichert das Wachstum der Kartoffel, eine lange Lagerzeit und den Genuss von Kartoffelprodukten zu fast jeder Jahreszeit.
Für die Ernte bzw. Rodung wird die Kartoffel mit einer Erntemaschine in nur einem Schritt möglichst schonend aus dem Boden genommen. Um sie längst möglich lagern zu können, wird die Ernte langsam auf 6 Grad herunter gekühlt und trocken und dunkel gelagert. Damit sie nicht austrocknet, geschieht dies bei hoher Luftfeuchtigkeit.
Wenn die Kartoffel ihren Weg in den Lebensmitteleinzelhandel finden soll, wird sie erneut sortiert und schonend gebürstet. Große Verpackungsfirmen waschen die Kartoffeln meist noch für eine bessere Präsentation. Jedoch wird die Schale dadurch angegriffen und die Kartoffel verliert an Haltbarkeit. Danach wird sie passend verpackt und wartet nun auf den Weg in Ihre Küche.
Schon gewusst
Kartoffeln können im Haushalt nicht nur zum Essen dienen. Man kann sie auch als Reiniger verwenden. Verdreckte Edelstahlflächen, wie Töpfe und Armaturen, kann man zum Beispiel dank des hohen Stärkegehalts der Kartoffel mit einer halb geschnittenen Kartoffel säubern. Aber auch Teppiche lassen sich mit geriebenen Kartoffeln, die wie Teppichschaum wirken, reinigen. Dafür einfach eine Tasse Kartoffelstampf in den Teppich einmassieren, trocknen lassen und danach gründlich absaugen.
Frühkartoffel - Frisch vom Feld
Wenn der Sommer kommt, freuen sich die Menschen auf die ersten „frischen Kartoffeln“ aus denen man beispielsweise Rosmarinkartoffeln machen kann. Sie warten auf die neue Kartoffelernte, da diese einen frisch, feinen Geschmack hat und etwas süßlicher ist, als die Kartoffeln die man das restliche Jahr über kaufen kann. Aber wieso gibt es Frühkartoffeln und was macht sie so besonders?
Die Frühkartoffelernte findet je nach Region von Mitte Mai bis lediglich Mitte August statt. Bereits im Januar angebotene Frühkartoffeln stammen meist aus Ägypten, Griechenland, Marokko, Tunesien oder Zypern. Ab April sind Frühkartoffeln aus Spanien und Italien im Supermarkt erhältlich. Ende Mai kann man bereits Kartoffeln aus der Pfalz kaufen. In unserer Region ist sie ab Ende Juni erntereif. Bevor das möglich ist, wächst sie ca. 80 bis 90 Tage geschützt in einem Erddamm. Wie gut die Kartoffel wächst ist stark witterungsabhängig. Frost würde das Wachstum der Kartoffel verlangsamen. Darum werden gerne Kartoffeln die unter einer Folie wachsen angebaut. Diese sie sind ca. 14 Tage früher erntereif, da die Folie die Kartoffel vor Frost schützt. So kann die Nachfrage nach Kartoffeln früher gedeckt werden. Jedoch sind diese Folien meist nur einmal zu nutzen, was zu einem hohen Müllaufkommen führt.
Die typischen Sorten in unserer Region sind Annabelle als festkochende Frühkartoffel und Leyla sowie Wega als vorwiegend festkochende Sorten. Diese wurden extra für ein schnelles Wachstum und die frühe Ernte gezüchtet. Die Frühkartoffel hat eine Menge Gesundes zu bieten, denn sie besteht zu 80 Prozent aus Wasser und außerdem aus hochwertigem, pflanzlichem Eiweiß, sowie viel Kalium und Vitamin C.
Frühkartoffeln werden täglich frisch und mit nicht ausgereifter Schale geerntet. Da sie somit ohne Schale nicht vor Licht und Austrocknung geschützt werden, sind sie nur bis zu 10 Tage haltbar. Darum sind Frühkartoffeln auch meist nur in kleinen Verpackungseinheiten oder lose zu bekommen. Im Gegensatz dazu lässt sich die normale Speisekartoffel bis zu einem dreiviertel Jahr lagern. Die Schale ist noch dünn, weil sie noch nicht fertig ausgereift ist und lässt sich durch leichtes Reiben abpellen. Da hier direkt unter der Schale die meisten Vitamine und Mineralien der Kartoffel sind, sollten diese nicht geschält sondern nur abbürstet und dann gekocht werden. Besonders viele Nährstoffe werden erhalten, wenn man die Kartoffel nicht in Wasser kocht, sondern in Wasserdampf gart. Bei der Frühkartoffel kann die Schale mit gegessen werden. Bei den späteren Speisekartoffeln sollte dies nicht mehr getan werden, da diese ein natürliches Gift (Solanin) in sich trägt, welches für den Mensch nicht gesund ist.
Kartoffeln können nicht nur gut schmecken, sondern auch hilfreich für die Gesundheit sein. Menschen die unter Sodbrennen leiden, erfahren durch Kartoffeln Linderung, da die Kartoffelstärke überschüssige Magensäure bindet. Bei Nierenproblemen hingegen, sollte man sie meiden, denn das Kalium wirkt entwässernd und bereitet den Nieren somit Schwierigkeiten. Auch roh sollte man keine Kartoffeln verzehren, denn dies Allergien auslösen kann. Das eigentlich gesunde, pflanzliche Eiweiß kann ungekocht vom Körper nicht gut aufgenommen werden und zu Verdauungsproblemen führen.